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[Original Kupferstich von Merian von ca. 1650] |
Schloss Merlau
Ein Ausschnitt aus der Geschichte des Merlauer Schlosses. Einiges davon kennen Sie vielleicht schon, einiges wird Ihnen vielleicht neu sein. Wir hoffen zumindest, dass es für Sie interessant ist.
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Wo es anfing
Landgraf Philipp der Großmütige starb am 31. März 1567. In seinem Testament teilte er sein Erbe unter seinen vier Söhnen auf. Ludwig IV. erhielt von seinem Vater das Land an der Lahn mit Marburg, Grünberg, Romrod und Merlau. Diese geerbten Ländereien machten es notwendig, neue Residenzen zu schaffen. Zu seinen Neubauten gehörten die Errichtung der Schlösser Romrod 1578, Grünberg 1578 und Merlau 1583-1592.
Der Bau des Schlosses
Von 1583 bis 1591 herrschte in Merlau reges Treiben. In seiner langen Geschichte hatte der Ort noch nie so viel Aktivität gesehen und hat sie vielleicht auch nie wieder gesehen. Hunderte von Arbeitern kamen und gingen, eine Quelle großer Aufregung für neun lange Jahre. Es kamen Spezialisten von weit her. Steinmetze, Zimmerleute, Glaser, Fliesenleger, Dachdecker und Schmiede. Werkzeugmacher, um die Ausrüstung scharf und in Ordnung zu halten. Büroangestellte, die über Einkäufe und Löhne Buch führten. Und Arbeiter, die alles holten und trugen. Die Arbeiter waren hungrig und durstig, was ein Heer von Fuhrleuten bedeutete, die Essen und Trinken herbeischafften. Eine Unterkunft wäre nötig gewesen. Und wo? Vermutlich in der Nähe des Dorfes?
Wer war der Bauherr?
Landgraf Ludwig IV. beauftragte seinen Baumeister Eberdt Baldwein mit dem Bau des Merlauer Schlosses. Er besichtigte die Baustelle erstmals im August 1580. Baldwein reiste oft zwischen Marburg, Merlau und Romrod hin und her, begleitet von seinen Handwerkern, um mit ihnen auf der Baustelle seine Pläne zu besprechen.
Wer war für das Werk verantwortlich?
Die Marburger Behörden beauftragten Albrecht Weber mit der Leitung des Werkes. Albrechts Stellenbeschreibung beinhaltete;
"Er soll dort unser Schreiber sein, seinen Wohnsitz in unserem Haus in Merlau haben und dafür sorgen, dass dort kein Unrecht geschieht. Er soll stets getreulich vor Schaden warnen, auch selbst keinen anrichten, und sich bei der Ausführung unserer Bauarbeiten unserem Rentmeister in Burg-Gemünden und unserem Baumeister gegenüber verantwortlich verhalten."
Er war dafür verantwortlich, dass die Arbeiter ihre Arbeit verrichteten und dass sie entsprechend der geleisteten Stunden genau bezahlt wurden, indem er "über jeden Tag und jede Stunde ein Protokoll führen und keinem Mann eine ganze, halbe oder viertel Stunde mehr bezahlen oder abrechnen soll, als er arbeitet"
Als ob das nicht genug wäre, um ihn zu beschäftigen, musste er auch alle Lieferungen von Baumaterialien kontrollieren und "ein ordentliches Inventar aller Werkzeuge führen, die wir in unserem Namen haben und die für unsere Arbeit benötigt werden.
Gebäude, sowie von Dach- und Zimmermannsnägeln, sonstigem Metall, Fensterscheiben und allem, was sonst noch in unserer Verantwortung liegt, einschließlich dessen, was zu irgendeiner Zeit hinzugefügt oder entfernt wird".
Kupferstich von Meisner von ca. 1630
Der Chronist Wilhelm Dillich (genannt Scheffer) fertigte einen Stich des Schlosses nach einer bereits 1591 angefertigten Federzeichnung an. Die Ansicht von Merlau, von Süden aus gesehen, zeigt in der Mitte das Schloss, links das Dorf und die Kirche und rechts das Vorwerk.
Ein Eintrag im Salbuch des Kreises Grünberg von 1591 beschreibt das Schloss kurz. Darin heißt es: "In dem Dorfe Merlau hat der Landgraf ein schönes fürstliches Schloss, ein Haus mit Giebeln, einem gesäumten Graben ringsum, zwei Zugbrücken nebst einer Kirche und einer Kanzlei; auch einen Lustgarten und im Hofe einen Brunnen mit einer steinernen Schale, der von einer Quelle gespeist wird, die im Felde vor dem Burgwald entspringt, der in einem steinernen Haus eingeschlossen ist. Diese Quelle versorgt auch die große Küche."
Der gesamte Komplex wurde im Stil des 16. Jahrhunderts erbaut. Die Architektur entsprach im Großen und Ganzen dem deutschen Renaissancestil und ähnelte offenbar den Schlössern in Romrod und in Gießen.
Das Leben im Schloss
Landgrave Ludwig IV had retained his seat in his Marburg residence and placed the administration of Merlau schloss in the hands of his officials. After the death of Ludwig IV in 1604, however, his widow Maria lived in the Schloss. In 1611, the princely widow married Count Philipp von Mansfeld in her second marriage. This wedding celebration must have been a great time for Merlau.
Maria war noch 1613 hier, zumal in Laubach und anderen Orten der Umgebung die Pest ausgebrochen war. Doch im Laufe der Zeit wurde das Schloss immer weniger genutzt, da Schloss Romrod immer beliebter wurde. Das Schloss blieb unter der Verwaltung der landgräflichen Beamten und erlangte u.a. durch die dortige Fischzucht einen gewissen Ruf.
Der Dreißigjährige Krieg
Während des Dreißigjährigen Krieges diente Schloss Merlau als Zufluchtsort für die Menschen aus vielen umliegenden Dörfern. Im Mai 1647 wurde Merlau und das Schloss von niederhessischen Truppen unter General Mortaigne eingenommen. Der Kommandant des Schlosses floh mit einem Teil seiner Soldaten nach Gießen. Die in Merlau Verbliebenen schlossen sich den niederhessischen Truppen an, was unter den gegebenen Umständen wohl ein kluger Schachzug war. Ein Jahr später brachte der Westfälische Friede Frieden für Europa und natürlich auch für die Bewohner von Merlau. Es gibt nur wenige Aufzeichnungen darüber, wie die Einwohner von Merlau während dieses Einmarsches gelitten haben, aber es besteht kein Zweifel, dass sie gelitten haben müssen.
Der Druck des Krieges
Über hundert Jahre lang sah man in ganz Deutschland keine ausländischen Soldaten. Doch dann kam 1756 der sogenannte Siebenjährige Krieg.
In den Jahren 1756/57 war das Königlich Preußische Jägerkorps hier einquartiert. Die Offiziere waren im Schloss einquartiert und die Soldaten der Truppe im Dorf. Während dieser Zeit rodete die sächsische Kavallerie das reife Kornfeld, um sich und ihre Pferde zu ernähren, während die später eintreffende hannoversche Kavallerie die Scheunen ausräumte.
Ende März 1759 brachen die Verbündeten unter Herzog Ferdinand von Braunschweig auf, um die Franzosen aus Hessen zu vertreiben. In diese Zeit fällt auch die Erstürmung der Burg Ulrichstein. Auch in den umliegenden Dörfern kam es zu heftigen Kämpfen und viele der besiegten Truppen flüchteten sich auf das Schloss in Sicherheit.
Am härtesten wurde Merlau 1762 durch die französische Armee getroffen, die ihr Lager auf den reifenden Sommerfeldern von Merlau aufschlug. Hier fanden sie ausreichend Wasser in den örtlichen Teichen und der Linneswald lieferte ihnen Holz. Wie üblich besetzten die Offiziere wieder einmal das Schloss.
Im November 1762 schlossen die Preußen und die Franzosen an der Brückenmühle bei Amöneburg einen Waffenstillstand, und die Kämpfe wurden eingestellt. Das Schloss und der Ort hatten in dieser Zeit jedoch stark gelitten. Das Schloss war sehr stark beschädigt und die Ställe der Leute waren leer von Rindern, Schweinen, Schafen und Hühnern. In der Tat wurde ihnen alles genommen, was für die Armeen brauchbar war.
Wie so oft nach einem Krieg folgte eine lange Zeit, in der sich die verschiedenen Parteien darüber stritten, welche Schäden entstanden waren, welche Möbel verbrannt oder gestohlen worden waren und wer für den Schaden aufkommen sollte. Zweifellos wurde den Besitzern des Schlosses mehr gezahlt als den Besitzern der leeren Scheunen. Das war immer so.
Dann kamen die französischen Revolutionskriege
Etwa dreißig Jahre später, wohl gerade als in Merlau ein wenig Frieden einkehrte, kamen die Preußen zurück, gefolgt von den Österreichern, und marschierten auf ihrem Weg nach Marburg durch Merlau. Das Schloss bot ihnen noch einmal eine bequeme Bleibe. Dort fanden sie Wasser für die Pferde und die Scheunen wurden wieder einmal geleert. Die Merlauer mussten das Schloss in Ordnung bringen und für die Anlieferung von Lebensmitteln und anderen Vorräten aus Grünberg sorgen.
Im Frühjahr 1797 wurde ein französisches Feldlazarett im Schloss eingerichtet, wo es 28 Wochen lang blieb. Die Ärzte wohnten im Schloss und machten während ihres Aufenthaltes eine Weinschuld von über 5000 Gulden. Die kranken und gebrechlichen Franzosen wurden aus einem weiten Umkreis gesammelt und alles, was das Lazarett benötigte, musste nach Merlau gebracht werden, und Merlau musste dafür bezahlen. Das Innere und Äußere des Schlosses erlitt in diesen Jahren erhebliche Schäden und zu Beginn des 19. Jahrhunderts war das Schloss nur noch eine Ruine.
Die Schlosskirche
Der allerletzte Teil des Schlosses, der noch genutzt wurde, war die Kirche. Die Merlauer Dorfkirche war in so schlechtem Zustand, dass sie nicht mehr genutzt werden konnte und stattdessen seit mindestens 1777 Gottesdienste in der Schlosskirche abgehalten wurden.
Im Jahre 1813 baten die Gemeindemitglieder darum, Steine aus der Schlossruine für den Bau einer neuen Kirche im Dorf verwenden zu dürfen. Diesem Wunsch wurde entsprochen, auch in Anbetracht der Unruhen und Zerstörungen, die Merlau und seine Bewohner erlitten hatten. Man hielt diese Entscheidung aber auch deshalb für sinnvoll, weil das Material, wenn es nicht gestiftet wurde, ohnehin gestohlen werden würde. Der Baumeister, Major Sonnemann, berichtete, dass er festgestellt hatte, dass die Türen der Schlosskirche völlig offen standen, weil keine Schlösser mehr an den Türen vorhanden waren, und als er den Schultheiß nach dem Grund fragte, wurde ihm gesagt, dass die Schlösser gestohlen worden waren und es sinnlos wäre, andere anbringen zu lassen, weil sie auch gestohlen werden würden.
Die letzten Tage des Schlosses
In den folgenden Jahren gab es viel Hin und Her um die Zukunft des Schlosses, um den Zustand des Gebäudes und um einzelne Gegenstände wie die große Schlossuhr und eine wertvolle Glocke, die einst dort hing.
Einige Zeit lang gingen Briefe hin und her, in denen über das Schloss und seine Zukunft gestritten wurde. Schließlich kaufte 1823 die Gemeinde Merlau die Schlossruine und nutzte sie als Steinbruch. Es gibt viele Häuser in Merlau, die mit den Steinen des Schlosses oder teilweise mit ihnen gebaut wurden. Die Merlauer Kirche wurde schließlich in den Jahren 1853-1857 erbaut, ebenfalls mit Steinen aus der Schlossruine. Das Doppelwappen von Landgraf Ludwig IV. und seiner ersten Gemahlin Hedwig von Württemberg, der einzige verbliebene Zeuge aus längst vergangenen Zeiten, befindet sich heute im Portal der Kirche.
Das Wappen, das früher über dem Schloss Portal stand